Ulrich Beck ERC Advanced Grant ‘Methodological Cosmopolitanism – In the Laboratory of Climate Change’
Mit seinem vom Europäischen Forschungsrat (ERC) 2012 bewilligten Advanced Grant ‚Methodological Cosmopolitanism – In the Laboratory of Climate Change‘ rückte Ulrich Beck die mit dem globalen Klimawandel einhergehenden dramatischen Veränderungen in Gesellschaft und Politik ins Zentrum. Architektur und Thema des Antrags waren der Zusammenhang, die Überschneidung von Klimawandel und Kosmopolitisierung. Die zentralen Fragen lauteten: Wie kann eine kosmopolitische Perspektive dazu beitragen, die radikale Veränderung, die der globale Klimawandel gesellschaftlich und politisch induziert, zu verstehen? Oder etwas schärfer gefragt: Was macht eigentlich den globalen Klimawandel in soziologisch-kosmopolitischer Perspektive so interessant? Nach Ulrich Beck wurde bisher meist übersehen, dass mit dem globalen Klimawandel weltweit und auch national-lokal tiefgreifende Veränderungen der Ungleichheits-, Klassen- und Herrschaftsverhältnisse verbunden sind.
Vom methodologischen Nationalismus zum methodologischen Kosmopolitismus
Ulrich Beck beabsichtigte also mit diesem Projekt Kosmopolitisierung als Forschungsprogramm in die sozialwissenschaftliche Forschung einzuführen und einen sozialwissenschaftlichen Begriffsrahmen für den globalen Klimawandel zu entwickeln, da der globale Klimawandel, eines der beherrschenden Themen der Gegenwart, bislang dominant aus naturwissenschaftlicher und wirtschaftswissenschaftlicher Perspektive untersucht wurde. Entscheidend für Becks sozialwissenschaftliche Perspektive waren zwei komplementäre Fragestellungen: Inwieweit setzt der Klimawandel eine globale Transformation von Macht und Ungleichheit in Gang? Und inwieweit kann der globale Klimawandel, als ein globales Problem der sich selbst gefährdenden Moderne, gleichzeitig den Weg für kosmopolitische Risikogemeinschaften, zwischen Menschen die geographisch und sozial voneinander getrennt sind, bahnen? Ulrich Beck setzte zur Beantwortung dieser Fragen einen Paradigmenwechsel voraus: vom vorherrschenden ‚methodologischen Nationalismus‘, der Gleichsetzung von Nation, Territorium, Gesellschaft und Kultur, zum ‚methodologischen Kosmopolitismus‘. Ulrich Becks Bemühen war es also eine kosmopolitisch-vergleichende Forschung zu etablieren, die nicht mehr vom Nationalstaat als bindender Untersuchungseinheit ausgeht. Zu diesem Zweck konzentrierte sich Ulrich Beck auf Weltstädte in Ostasien (Japan, China und Südkorea) und Europa sowie deren Vernetzung und untersuchte, inwieweit aus der Antizipation von Klimakatastrophen und deren gesellschaftlichen und politischen Folgen und Nebenfolgen neuartige Risikogemeinschaften entstehen können.
Zeitalter der Kosmopolitisierung
Die Sozialwissenschaften für das Zeitalter der Kosmopolitisierung zu öffnen war ein wichtiges Ziel des Forschungsvorhabens. Neue theoretische, methodologische und empirische Werkzeuge sollten entwickelt und erprobt werden und vor allem sollte ausgearbeitet werden, wie eine Soziologie des Klimawandels dazu beitragen könnte, die vier modernen Dualismen 1) Wir und die Anderen (Soziologie), 2) Natur und Kultur (Ontologie), 3) Gegenwart und Zukunft (Epistemologie) und 4) Lokal und Global (Geographie) kritisch zu hinterfragen.